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Senioren sind nur selten Kriminalitätsopfer

Der Enkeltrick ist besonders perfide: Ein Fremder gibt sich am Telefon als Enkel aus, der Geld braucht. Er kündigt einen Freund an, der es abholt. Erhält dieser das Geld, ist er weg – auf Nimmerwiedersehen.

Andere Tricks zielen auf die körperliche Schwäche von Senioren. Doch müssen sich diese keine Sorgen machen: Sie werden seltener Ofer von Kriminalität als die übrige Bevölkerung. Schotten sie sich jedoch ab, steigt ihr Risiko. Beim Enkeltrick werden die Opfer gezielt ausgesucht, sagt Andreas Feß von der Polizeilichen Kriminalprävention des Bundes und der Länder in Stuttgart. «Die Täter gucken nach Vornamen, die auf Ältere hinweisen.» Zwei Regeln schützen: «Sagen Sie, dass Sie zurückrufen», rät Veit Schiemann von der Opferschutzorganisation Weißer Ring in Mainz. «Und geben Sie nie Geld an Fremde.»

In anderen Fällen bieten vermeintliche Helfer an, die Tasche in die Wohnung zu tragen. Andere geben sich als Handwerker aus. Zur Sicherheit sollten Senioren keine Fremden in die Wohnung lassen: «Lassen Sie nur Handwerker ein, die Sie selbst bestellt haben oder die von der Hausverwaltung angekündigt wurden», rät die Polizei.

Auf Betrüger fallen aber längst nicht nur ältere Menschen herein: «Senioren sind nicht überproportional häufig Opfer von Trickdieben», sagt Feß. Vor Raub müssen sich Ältere ebenso wenig fürchten. Im Jahr 2001 stellten die Über-60-Jährigen 27,6 Prozent der Bevölkerung. Unter den Opfern von Gewaltkriminalität gehörten aber lediglich 5,8 Prozent dieser Altersgruppe an, erklärt Ernst-Heinrich Ahlf aus Wiesbaden. Vor seiner Pensionierung leitete er die Kriminalistisch-krimonologische Forschungsgruppe des Bundeskriminalamtes.

Nur beim Handtaschenraub sieht es anders aus. Hier war 2005 mehr als die Hälfte der Opfer Frauen über 60. Die Polizei rät, immer zu prüfen, ob die Handtasche mitgenommen werden muss. Falls ja, wird sie auf der Körperseite getragen, die der Straße abgewandt ist. Nie darf sie unbeaufsichtigt im Einkaufswagen liegen. Ausweise, Geld und Kreditkarten gehören in die Innentasche der Jacke.

Will ein Räuber eine Tasche entreißen, sollte das Opfer sie nicht festhalten. «Die Gefahr ist zu groß, dass Sie sich verletzen», warnt Schiemann. Öfter werde aber nur die Geldbörse geklaut. Vor allem im Gedränge gilt es, gut aufzupassen.

Trotz aller Vorsicht kann es passieren, dass Gauner Erfolg haben. «Das Schlimmste ist, wenn die Opfer dann von Verwandten Vorwürfe bekommen», sagt Schiemann. «Trickbetrüger sind Profis. Auf sie reinzufallen, ist verständlich.» Jeder Fall sollte angezeigt werden.

Furcht vor Kriminalität kann zum sozialen Rückzug führen. Manche wagen sich kaum noch aus dem Haus. Mit der Zeit ziehe sich dann das soziale Umfeld zurück. Dadurch wird das Risiko nur größer, Opfer zu werden: «Der Straftäter muss dann kaum damit rechnen, durch Dritte überrascht zu werden», erklärt Ahlf. «Nehmen Sie ruhig Hilfe von anderen an, aber lassen Sie sich ihre Einkaufstasche nicht bis in die Wohnung tragen», rät Feß. Auch Ahlf warnt vor zu viel Skepsis: «Wer mit niemandem mehr spricht, grenzt sich nur selbst aus.»

Informationen: Die Polizei informiert in der Broschüre «Der goldene Herbst» über die Tricks von Betrügern. Das Heft kann bei jeder Dienststelle abgeholt oder im Internet herunter geladen werden unter www.polizei-beratung.de.

[Quelle: Polizeiliche Kriminalprävention: www.polizei-beratung.de, Februar 2007]
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